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Der Pranafluss in Asanas


Shammi ist Yogalehrer bei uns im Yoginzky und hat in 2021 an der 300er-Stunden-Ausbildung teilgenommen. Im Rahmen davon entstand dieser Beitrag. Shammi sagt dazu: "...Je tiefer ich in meine Yogapraxis eintauche, desto bewusster wird mir, dass es sich dabei um eine Prana-Praxis handelt. Da mich der Effekt von Asanas auf den Pranafluss sehr interessiert, habe ich mich in diesem Beitrag tiefer damit beschäftigt..."


Shammi unterrichtet derzeit montags und donnerstags im Studio. Außerdem bietet er regelmäßig Workshops und Ausbildungen an:

  • SANGHA KIRTAN mit Shammi und Anna, Freitag, 18. Februar 19 bis 20:30 Uhr im Studio & online

  • Sound Healing Ausbildung mit Shammi, Samstag, 26. & Sonntag 27. März und Samstag 02. & Sonntag, 03. April 2022 Jeweils von 09 bis 18 Uhr im Studio

  • Harmonium Workshop mit Shammi, Ostermontag 18. April 2022 11 bis 15 Uhr im Studio

  • PRANA IMMERSION MIT SHAMMI, Christi Himmelfahrt Donnerstag, 26. Mai 9 bis 17 Uhr im Studio


Der Pranafluss in Asanas

sthira-sukham-āsanam (Patanjali, 2.46) ist die einzige Sutra über Asana in Patanjalis Yogasutra und bezeichnet dabei die ideale Haltung als stabil und leicht zugleich (Vgl. Sriram, 140). Auch wenn Patanjali hiermit sicherlich den Meditationssitz als Asana meinte, können wir den Ansatz auf die unzähligen Asanas ausweiten. Denn es gibt viele unterschiedliche Arten das Stabile und Leichte in den Asanas zu interpretieren. Zum einen hilft uns eine starke Muskulatur stabil in den Asanas und im Alltag zu bleiben. Und als das Leichte könnte man die mühelose Herangehensweise oder Unverbissenheit bezeichnen. Was aber wenn durch die Leichtigkeit auch ein Fluss entsteht, physisch wie mental?

Die Wirkungen von Asanas

In der Erläuterung der Hatha Yoga Pradipika geht Swami Mukthibodhananda noch ein bisschen spezifischer auf Asanas ein. Er beschreibt nicht nur den Zustand, sondern auch das Ergebnis von Asana-Praxis: „In Raja yoga, asana refers to the sitting position, but in Hatha Yoga it means something else. Asana is a specific position which open the energy channels and psychic centres. Hatha Yoga is a process through which purification and control of the body take place by restructuring panic flow“ (Hatha Yoga Pradipika, 67). Jede einzelne Asana(-Praxis) ist also auch dazu da die Energie-Kanäle (Nadis) in unserem Körper zu reinigen und durch den Energiefluss den Körper gesund zu halten. „Prana moves freely, and there is less chance of disease occurring. [...] when prana stagnates anywhere in the body, conditions are perfect for bacteria to flourish“ (Hatha Yoga Pradipika, 67). Der Asana-Praxis wird im Hatha Yoga also ein noch viel wichtigere Rolle zugeschrieben als in Patanjalis Yogasutra. Denn neben der Vorbereitung des Körpers auf das lange Sitzen geht es auch darum den Körper zu reinigen und Energieblockaden aufzulösen.

Asanas und Koshas

Um den Effekt von Asanas besser zu verstehen müssen wir uns die Koshas genauer ansehen, die 5 Körperhüllen. In diesen Köperhüllen „manifestiert sich menschliches Leben innerhalb eines ganzheitlichen Energiesystems“ [2]. Da die letzten drei Hüllen für diese Ausführung zu weit gehen, beschäftigen wir uns mit den ersten beiden, Annamaya und Pranamaya Kosha. Mit Annamamaya Kosha wird die „Nahrungshülle“, also der physische 1 Quelle: anniinavivian.com Körper bezeichnet. Pranamaya Kosha ist die Energiehülle, die tiefer liegt und subtiler angesprochen werden kann. Krankheiten, ungesunde Ernährung und wenig Bewegung können Annamaya Kosha stark zusetzen, unser spirituelles Vehikel außer Kraft setzen und der Körper wird steif und unzugänglich: „Stiffness of the Body is due to blockages and an accumulation of toxins“ (Hatha Yoga Pradipika, 67).

Diese Steifheit und Blockaden haben laut Yoga aber nicht nur körperliche Gründe, sondern vor allem energetische: „Stiffness of the Body is due to blocked prana [...] When prana beigns to flow, the Toxins are removed from the System, ensuring the health of the whole body“ (Swami Satyananda Saraswati, 10). Hier kann also gar nicht nur der Effekt auf ein Kosha betrachtet werden, Asanas haben durch ihre energetisch reinigende Art einen Effekt auf Annamaya sowie Pranamaya Kosha. Und der Effekt geht eventuell sogar noch weiter: „The physical body is closely related to the subconscious mind. When you delve deeply into sleeping areas of the body, you discover that the body itself is a reservoir of old memories, emotions, and habits“ (MacGregor, 21). Man könnte also sogar sagen, dass Asanas einen Einfluss auf Manomaya Kosha, die emotionale oder Geisteshülle, haben. In der Literatur wird den Asanas und deren Wirkung oftmals eigentlich nur der Effekt auf Annamaya Kosha zugesprochen. Mit diesen weiteren Einblicken kann man aber fast davon ausgehen, dass der Effekt noch tiefer greift. Viel mehr noch; eine fundierte Asana- Praxis ist wichtig für alle weiteren spirituellen Praktiken, um körperlich und energetisch Blockaden und Gifte herauszuschwämmen: „What are These impurities? They are waste and residue of sensuous living and desires“ (Hatha Yoga Pradipika, 158). So wie ungesunde Ernährung und Fettablagerungen die Blutgefäße beeinträchtigen und dadurch den Blutfluss behindern können, „similarly on a pranic level also there is an accumulation of wastes. With the build up of waste matter, the body’s capacity to circulate energy lessens“ (Hatha Yoga Pradipika, 158). Regelmäßige und kontinuierliche Asana-Praxis hilft uns also nicht nur flexibler zu werden, sondern auch den Energiefluss im Körper überhaupt erst zu ermöglichen.


Vayus

Um den Energiefluss im Körper zu verstehen, müssen wir uns mit den Vayus auseinandersetzen. Vayus sind spezifischere Formen von Prana und können als Energiewinde im Körper übersetzt werden. Sie haben unterschiedliche Fließrichtungen, befinden sich im Pranamaya Kosha und sind spezifischen Regionen im Körper zugeordnet. Es gibt 5 Hauptvayus, die auch Pancha Pranas genannt werden (Vgl. Swara Yoga, 42). Gleichzeitig haben sie physische und spirituelle Funktionen: Prana Vayu ist für die Nahrungsaufnahme und Aufnahme von Eindrücken zuständig, Samana Vayu für die Verdauung alles aufgenommenen, Vyana Vayu zirkuliert Nährstoffe und Informationen, Apana Vayu scheidet Abfallstoffe/negative Gedanken wieder aus und Udana Vayu ermöglicht es die gewonnen Energie für körperliche Aktivität zu nutzen (Vgl. [3]). Die Vayus können je nach körperlichem oder geistigen Zustand in unterschiedlichen Verhältnissen vorkommen und dadurch zu mentalen oder körperlichen Dysbalancen führen. Die Balance zwischen den Vayus ist einer der Schlüssel zu einem gesunden Körper und Geist. Dabei ist natürlich wichtig zu betonen, dass sich Prana stets und immer in unserem gesamten Körper und in allen Lebewesen, befindet. Es ist die Sublimierung, das Veredeln des Pranas und der Vayus, die es uns ermöglichen sie für die spirituelle Praxis zu nutzen.

Hierbei ist zum Beispiel die gerichtete Atmung in den einzelnen Asanas sehr zu empfehlen, um die einzelnen Vayus zu stärken und Prana zu sublimieren. Gleichzeitig gibt uns das bewusste Wahrnehmen der Pranaflüsse bereits eine gute Möglichkeit des Selbststudiums und dem Fokus darauf wie welche Asanas auf uns wirken. „Schließlich führt die ganzheitliche Praxis intuitiv zu einem yogischen und körperlichen Gleichgewicht. Mit der bewussten Wahrnehmung dieser Energien lassen sich die Asanas in der Yogapraxis neu anordnen“ [3].


Der Pranafluss in den Asanas ist also mehr als der Effekt durch die Praxis. Es ist auch ein Messinstrument, um sich, seinen Körper und Geist noch besser kennenzulernen: „It informs the physical alignment and more subtle adjustments in yoga poses [and] creates vitality and strength to physically and mentally engage in yoga asanas and other yoga practices“ [5]. Quelle: www.yoga-meditation.fr



Die richtige Ausrichtung

Der richtigen Ausrichtung in den Asanas wird in den aktuell vorkommenden Yogastilen unterschiedliche Bedeutung zugemessen. Zum einen versucht man dadurch den Körper gesund zu halten, Gelenke und Knochen zu schonen. Hier steht der Schutz und die richtige Ausrichtung der Wirbelsäule im Vordergrund. Aber nicht nur körperlich, sondern auch energetisch ist der aufrechte und gerade Rücken wichtig, wodurch Prana freier fließen kann. Wie bei einem Gartenschlauch, wenn man ihn knickt kann das Wasser nicht frei fließen: This is why in our asana (yoga postures) practice we consistently work on “un- kinking the hose” by arranging the body into different shapes and creating clear pathways for the energy to flow. Then we use breath and attention to intentionally move the energy along those energy lines to facilitate prana flow through the entire system. This is why we call yoga poses “prana pumps.” They help us pump the energy throughout the body. [4] Die richtige und bewusste Ausrichtung innerhalb der Asanas ist also fundamental für den Pranafluss in unserem Körper. Swami Yogananda sagte anscheinend: „A bent spine is the enemy of Self- Realization.“ [6] Hier kommt dann natürlich noch ein weiterer Aspekt dazu, dass es sich wahrlich nur richtig atmen lässt, wenn man aufrecht sitzt: „The connection between alignment and energy levels is most apparent during the practice of pranayama. Breath is the vehicle for prana, the life force“ [7]. Mit schlechter Haltung fühlt man sich schnell schwer, wird müde und wenn die Atmung eingeschränkt ist, dann ist auch der Pranafluss blockiert. „By aligning the body to create physical balance and internal space, you can deepen the breath and increase your energy.“ [7] Dabei wird klar, dass wir während der Asana-Praxis nicht nur Asana üben, sondern auch eine gewisse Art Pranayama. Was also ist sthira-sukham-āsanam genau? Sicherlich auch der Pranafluss im Körper, der durch Stabilität (gesunde richtige Ausrichtung) und Leichtigkeit hergestellt wird und durch regelmäßige Praxis zu mehr Gesundheit und dadurch zum spirituellen Fundament wird. Und indem wir unser Bewusstsein während der Asana-Praxis in unserem Körper halten und Prana bewusst in alle Regionen des Körpers verbreiten, bekommt Asana noch eine weitere Wirkung. Pattabhi Jois wurde mal gefragt: „How do you know when your posture is correct?“ und er antwortete: „When the mind is quiet, the asana is correct“ (Stern, 62). Das zeigt nochmal, dass die Ausrichtung der Asanas nicht zum Selbstzweck da ist, sondern stets dem großen Ziel untergeordnet ist: Yogaś-citta-vṛtti-nirodhaḥ (Sriram, 1.2).

Quellen Literatur

  • - MacGregor, Kino (2013) The Power of Ashtanga Yoga. Shamble Publications, Inc, Massachusetts, USA

  • - Sriram, R. (2006): Patanjali Yoga Sutra. Theseus.

  • - Stern, Eddie (2019): One simple Thing. North Point Press, New York, USA

  • - Swami Muktibodhananda (2012): Hatha Yoga Pradipika. Yoga Publications Trust, Bihar India

  • - Swami Muktibodhananda (2014): Swara Yoga. Yoga Publications Trust, Bihar India

  • - Swami Satyananda Saraswati (2012): Asana Pranayama Mudra Bandha. Yoga Publications Trust, Bihar India

  • Internetquellen

  • - [1] https://innerflowyoga.de/spiritainment-feinstoffliche-anatomie/

  • - [2] https://wiki.yoga-vidya.de/Kosha

  • - [3] https://tintyoga.com/de/magazine/pranayama-fuenf-vayus/

  • - [4] https://yogauonline.com/yoga-practice-tips-and-inspiration/subtle-yoga-body-how- prana-flows

  • - [5] https://www.yogabasics.com/learn/the-flow-of-prana/

  • - [6] https://www.yogaforce.com/the-importance-of-correct-alignment-in-yoga/

  • - [7] https://yogavastu.com/articles/alignment-iyengar-yoga-poses-asanas/

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